Man reist nicht, um anzukommen,
sondern um zu reisen.   (Johann Wolfgang von Goethe)

Fortsetzung Samstag: Schlechtes Wetter verleitet zu Untätigkeit

Da das Wetter so mehr oder weniger schlecht war und unser Hostel mit seinen riesen Glasfensternischen einfach zum hinsetzten und bleiben verleitet, haben wir auch nicht wirklich mehr gemacht an dem Tag. Außer uns natürlich mit allen deutschen in unserem Zimmer anzufreunden und stundenlang zu reden.

 

Sonntag: Irgendwas müssen wir mal machen ^^

Mehr oder weniger ausgeschlafen. Das Wetter ist sich immer noch nicht sicher, was es will. Unsere Kajak Idee ist wegen Kälte abgesagt worden, aber dafür hat uns die Hostelbesitzerin einen kleinen Wanderweg zu nem Aussichtsplatz gesagt. Mittags also Essen eingepackt und aufgebrochen. Wir durften dann auch Fähre fahren und glücklicherweise mussten wir nicht den teuersten Preis zahlen (Schafe kosten hier 1$ und Trump-Wähler 50$ ;-) ).

Der Wanderweg hat dann am Strand entlang und eine Klippe hochgeführt, von der aus wir einen tollen Blick auf Whitianga hatten. Auf der anderen Seite runter sind wir ein bisschen in der Lonely Bay gesessen. Auf dem Rückweg hat Nathalie Stufen gezählt und wir konnten leider den Strandweg nicht zurück gehen. Ebbe und Flut sind hier teilweise schon ziemlich heftig!

Zurück im Hostel haben unsere neuen Freunde mit einem Filmmarathon angefangen und wir haben ein bisschen zugeschaut. Also im großen und ganzen ein nicht sonderlich ereignisreicher Tag. 

Und es scheint wirklich so, als würde fast jeder Abend im Hostel entweder mit Filmen oder Gesprächen mit neuen Leuten enden!

Ich bin dann ziemlich müde ins Bett gefallen, mit dem Plan früh aufzustehen, damit ich mir den Sonnenaufgang über dem Meer anschauen kann. Der Vollmond sah schon wirklich schön aus!

 

Montag 2am: Tsunami Alarm!!!

Nachdem eine bei uns im Zimmer (12 Mädchen dieses Mal, aber trotzdem ein schönes Zimmer) geschnarcht hat, hatte ich meine Kopfhörer drin und hab Musik zum Einschlafen gehört. Außerdem bleibt so immer mein Wecker nur auf sein Vibrieren beschränkt. Dann ging irgendwann mitten in der Nacht dir Tür auf und jemand hat was in unser Zimmer reingerufen. Wegen den Kopfhörern konnte ich das natürlich nicht sonderlich gut verstehen und hab nur erstmal aufs Handy geschaut: 2:02 am ?!

Welche betrunkenen Leute sind so nervig, dass sie um diese Uhrzeit in unser Zimmer kommen… Bis ich dann gemerkt habe, dass es die Hostelbesitzerin ist - die mittlerweile fast neben meinem Bett stand, dass ganz hinten war - war ich ziemlich genervt und hab sie dann erst ziemlich verwirrt angeschaut, bis sie ihr "Tsunami Alert- pack your important stuff and get out! Anyone with a car take as many as you can and go!" wiederholt hat.

In dem Moment hab ich erstmal verstanden, was los war und hab die Sirene das erste Mal so richtig gehört - die ist zwar penetrant, aber ich hab wohl wirklich gut geschlafen. Nathalie hat es nun auch mitbekommen gehabt und Katharina ist wach gewesen, wollte wissen was los ist und ich hab es halb ungläubig auf Deutsch wiederholt. Ich - glücklich, dass ich gestern schon alles gepackt und auch alle wichtigen Sachen wieder in meine Bustasche gepackt habe - nur diese eine Tasche geschnappt, schnell noch meinen Ladekabelbaum und meine Wasserflasche gepackt und raus auf die Straße.

Vor der Rezeption haben sich schon fast alle Hostelbewohner versammelt und waren eigentlich alle sprachlos und wollten wissen, was jetzt passiert, was wir machen müssen und wie's weitergeht. Die Hostelbesitzerin hat dann erstmal telefoniert mit anderen Hostels und wir standen etwas unschlüssig rum, sind auf die Straße gelaufen und haben die ganzen Autos gesehen, die Richtung Berg gefahren sind…. Ein paar Bewohner haben schon ihre Autos gepackt und einige aus unserem Zimmer saßen schon drin, aber alle Autos waren eigentlich voll und wir hatten gar keine wirkliche Übersicht.

Als wir wieder - vllt 1-2 Min später - hinter zum Hostel gegangen sind mit unseren kleinen Taschen - alles große war ja auf den Zimmern - ging plötzlich die Sirene aus und wir wussten gar nicht mehr, was jetzt los ist. Ein paar sind dann wieder aus einem Auto raus und hoch in die Zimmer, anscheinend mehr Zeug einpacken. Wir dachten kurz, wir könnten doch hierbleiben, aber die Besitzerin hat dann doch wieder ein Auto weggeschickt und so haben Nathalie, Katharina und ich beschlossen, wir wollen jetzt auch auf den Berg.

Da sich keiner mehr gemeldet hatte und noch Plätze im Auto frei hat, haben wir uns einfach direkt an die Straße gestellt und unseren Daumen rausgehalten - leicht panisch, weil wirklich viele Autos vorbeigefahren sind (wir standen vllt 3 Minuten insgesamt da, aber es kam uns alles so unheimlich lange vor und das Meer sieht dann mit Vollmond doch etwas bedrohlich aus, wenn Tsunami angesagt ist). Dann hat ein etwas größerer Camper angehalten und eine Neuseeländerin hat nur "Squeeze in" gerufen und den Kofferraum aufgemacht. Unsere Taschen in den Kofferraum, Katharina links auf die Rückbank, ich rechts und Nathalie auf meinem Schoß, weil in der Mitte schon jemand saß. Das war wohl das erste Mal, dass ich hier nicht angeschnallt im Auto saß - kostet 150$ wenn einen die neuseeländische Polizei anhält.

Etwas erleichtert, dass wir endlich in einem Auto saßen, hat das Adrenalin wohl zu einem halben Freuden/Verzweiflungslachen geführt^^ und wir haben deutsche Witze gemacht. Die Frau zwischen uns hat dann angefangen mitzureden und wir waren wirklich kurz überrascht, dass sie Deutsch versteht - eine Schweizerin zu Besuch bei den Kiwis. Unsere Fahrer hatten zusätzlich noch eine Katze - namens Micky, schönes Tier ;-) - dabei, die auch nicht begeistert war von der Situation. Sie sind dann zu Freunden von ihnen auf dem Berg in der Nähe (vllt 5 Minuten Autofahrt) gefahren. Wir standen bei ihnen vor der Tür und haben sie erstmal wach geklingelt, denn oben gabs keine Sirene.

Nachdem sie also die Situation verstanden haben, durften wir rein und haben uns auf die Couch gesetzt, über glücklich, dass wir nicht draußen stehen mussten, sondern irgendwo in Sicherheit waren. Und mit den Einheimischen hab ich mich so viel sicherer gefühlt, als wäre ich einfach mit einem anderen Hostelbewohner mitgefahren. Die ganze Familie ist dann stückchenweise aufgestanden, wir haben den Hund kennen gelernt und es sind immer mehr Freunde von der Küste nach oben gekommen, bis wir am Ende ca 20 Leute in ihrem Wohnzimmer waren. Sie haben dann Kaffee und Tee verteilt an alle, ich hab mir dann doch wieder mobile Daten fürs Handy gekauft, um allen zu schreiben, und wir haben die ganze Zeit den Fernseher für Nachrichten laufen lassen. Die Kiwis haben mit anderen Angehörigen telefoniert und uns durchs Internet auf dem Laufenden gehalten.

Als die Anspannung nach ca 20 Minuten dann etwas mehr abgefallen ist, weil ich mich oben wirklich sicher gefühlt hab, bei dieser Familie, haben wir alle auch angefangen uns mit den anderen Anwesenden auf Englisch zu unterhalten und ein paar Scherze zu machen. Die Kiwis hatten schon einen Christbaum, weil sie Weihnachten einfach so gern hatten und der war schon fast wie eine Diskokugel - grün rot blinkend. Ihr Adventskranz hat 5 Kerzen, damit sie schon eine Woche früher anfangen können ^^. Wir sind dann also da oben gesessen für einige Zeit und irgendwann gegen 3 Uhr meinten sie, es gäbe Entwarnung und sie würden jetzt wieder runter fahren. Natürlich sind wir mitgefahren. Wir haben uns dann am Hotel bedankt so gut es ging und nochmal ein paar Leute vor dem Büro getroffen. Dort hat uns die Besitzerin erzählt, dass es auch ihr erstes Mal wäre und so eine gute "Trockenübung" - so wie die Kiwi-Familie, die meinte sie leben seit 6 Jahren hier und hatten sowas noch nie.

Weil wir immernoch alle zu viel Adrenalin hatten und ich eh um 6 wegen dem Sonnenaufgang aufstehen wollte, sind wir erstmal in die Küche und haben uns heiße Schokolade gemacht, weiter Nachrichten geschaut und ein paar Tsunami-Selfies gemacht => Ja, das immer noch durch unsere Adern fließende Adrenalin hat dann wohl endlich die Überhand mit Spaß und anhaltendem Unglauben bekommen…

Irgendwann sind alle stückchenweise ins Bett und ich hab mich auch nochmal hingelegt. Nach einer Stunde war dann mein "Sonnenaufgang"-Wecker dran, ich hab aus dem Fenster geschaut und bin wieder ins Bett. Mein Herz hat trotzdem noch bei jeder einzelnen Welle gepocht wie sonst was und ich musste wieder mit Kopfhörern schlafen, um das auszublenden.

Morgens dann alles eingepackt, geschaut, dass es allen noch gut geht und ausgecheckt… Alle sahen richtig fertig aus und keiner wollte wirklich aufstehen, aber der Bus kam nun mal um 7:30 Uhr.


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